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Freitag, 18. Januar 2013

Heute im Angebot

Irgendwann ist wohl oder übel der Tag gekommen, an dem es passiert: der Kühlschrank bietet nicht mehr genug Auswahl, um eine vollwertige Mahlzeit daraus zu generieren. Also erstellen wir mit unserer Einkaufslistenapp schnell einen phantastischen Wochenplan und flitzen nach'm Aldi hin.

Supermärkte sind die Orte, in denen man zu jeder Tagesöffnungszeit gestresste Männer antreffen kann. Da gibt es den missmutig hinter der Ehefrau hertrottenden Augenverdreher oder den ungehaltenen Schimpfenden, der sich sein Wochenende anders vorgestellt hat. Heute habe ich noch eine andere Spezies kennengelernt: den verhinderten Kneipenschläger.

Breitbeinig steht er im Gang und unterhält sich lautstark mit einem Kollegen. Auf die Frage, ob er mich bitte durchlassen könne, folgt nicht die geringste Reaktion. Also bleibt mir leider keine Alternative, als mich vorbeizudrängen und ihn dabei notgedrungen zu streifen. Sowas reicht bisweilen aus, um schwere Verletzungen angedroht zu bekommen.

"Wir sehen uns noch draußen!", brüllt er meinem Rücken nach. 'Durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen, wenn du nicht vorhast, in den Wurstwaren zu übernachten.', denke ich bei mir. 'Und trotzdem bin ich immer noch zwei Köpfe größer und vierzig Jahre jünger als du.'
Offenbar hat er das dann auch noch bemerkt, denn trotz Ladenschluss und Parkplatz direkt an der Schiebetür sehe ich ihn nicht wieder. Aber woher eigentlich diese Aggression? Was ist denn so schlimm daran, neben der Arbeit noch andere Dinge zu erledigen zu haben?

Ist es nicht viel einfacher, zu akzeptieren, dass es zwischen Arbeit und Freizeit immer eine gewisse Zeitspanne geben wird, in der man Erledigungen zu machen hat? Ein überschaubares Intervall, in dem man noch nicht völlig frei von Aufgaben ist.

Wenn man schon mal darum weiß, kann man sich dies so angenehm wie möglich machen, indem man seine Liebsten mitnimmt und ein echtes Event daraus macht. Was wäre das für ein Leben, wenn man das gemeinsame Einkaufen, Kochen, Essen und all die anderen kleinen Dinge nicht mehr gemeinsam erleben könnte, sondern sie lediglich als ToDos begreift? Spaß zu haben muss man sich eben erlauben.

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