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Montag, 7. Januar 2013

Propagandi-Propagando-Propaganda

In Braunschweig scheinen sich einige beim Abschmücken des Weihnachtsbaums großen Appetit geholt zu haben. Jedenfalls wird konsequent weiter derangiert und zwar in erster Linie Riesenwahlplakate.

Eigentlich bin ich alles andere als politikverdrossen. Aber während ich früher einen perfiden Anschlag auf die Demokratie gewittert hätte, wütet heute eine massive Gleichmut in mir. Das bleibt vielleicht nicht aus, wenn die Eigentümer der zerstörten Konterfeis es als Verdienst verkaufen, uns Bürgern minimal weniger horrende Schulden aufgebrummt zu haben als prognostiziert. Insofern verstehe ich den Frust, der manche offenbar befällt, wenn sie die vielen, riesigen, nichtssagenden und aus ihrer Tasche gesponserten Fratzentapeten sehen.

Vielleicht liegt der Ansatz der Zerstörungswut aber auch im ästhetischen Empfinden der Täter begründet. Während Hinweise auf kulturelle Events wie Konzerte ortsansässiger Bands als wildes Plakatieren und Verschandelung des Stadtbildes geächtet werden, erhält sich die immer sinnentleertere Einheitspropaganda offenbar den Status als künstlerisch wertvolles Gut.

Im Prinzip bietet mir jeder kleine Flohmarktflyer mehr verwertbare Information. Wofür die Parteien stehen möchten weiß ich schon. Wofür sie tatsächlich eintreten ist mir auch klar. Was soll ich da eigentlich mit frisch gedroschenen alten Phrasen?

Offenbar werben Wahlplakate tatsächlich nur um die Stimmen derer, die bisher unsere Politiklandschaft hartnäckig ignorieren konnten. Wen es wirklich interessiert, wo die Reise hingeht, dem reicht doch kein Kompetenzgerangel in Halbsätzen.

Es gibt keine Wahl, die ich bisher geschwänzt habe. Aber ab und zu wünsche ich mir schon eine Maulkorbpflicht für Politiker.

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